Behandlung von verschiedenen Wahrnehmungsstörungen (u.a. Körper-, taktile, visuelle, auditive Wahrnehmung)

Die Aufnahme, Verbindung und Verarbeitung von Berührung, Bewegung, Körperhaltung, Riechen, Schmecken, Tasten, Hören und Sehen wird als sensorische Integration bezeichnet. Sie ist die elementare Grundlage von Handeln, Sprechen und Lernen. Alle über die Sinnessysteme aufgenommenen Informationen werden „integriert“. Das bedeutet sie werden im Nervensystem und Gehirn weitergeleitet, verarbeitet und gedeutet, so dass sie in sinnvolle, der jeweiligen Situation angemessenen Handlungen umgesetzt werden können.

In den ersten Lebensjahren machen alle Kinder vielfältige Erfahrungen mit allen Sinnesorganen. Wenn die Integration der Sinne gut verläuft, hat das Kind Spaß an seinen Bewegungen und Freude an seinem Tun. Man sieht das sehr schön an Säuglingen und Kleinkindern, die etwas Neues entdeckt haben und es dann 1000 Mal wiederholen wollen. Nur so können alle Sinneseindrücke sinnvoll miteinander verknüpft werden: Das Kind erfährt die Bewegungen seines Körpers, es sieht und spürt das Spielzeug, gleichzeitig hört es die Geräusche, vielleicht riecht es auch etwas, es verfolgt die Reaktionen auf sein Tun- und all das wird im Gehirn verarbeitet. Wenn diese Verarbeitung der aufgenommenen Reize nicht gut gelingt, spricht man von Wahrnehmungsstörungen. Es handelt sich also nicht um eine Krankheit, die Sinnesorgane selbst sind gesund, aber die Informationen, die von den Sinnesorganen kommen, sind für das Kind anders als üblich.

Zum Beispiel ist das Auge völlig gesund, aber im Gehirn wird das aufgenommene Bild nicht richtig verarbeitet. So kann das Kind nicht unterscheiden, ob das hell-dunkel-Muster auf dem Boden der Schatten eines Baumes oder eine Stufe ist. Also klettert das Kind über den Schatten oder es fällt über die Stufe. Die Reaktion des Kindes passt nicht zu dem Sinnesreiz.

Körperwahrnehmung:

Die Tiefensensibilität ist die Fähigkeit unseres Körpers, unbewusst alle Muskelbewegungen und die Stellung aller Gelenke wahrzunehmen, so dass ein genaues, inneres Bild unseres Körpers entsteht.

Vestibuläre Wahrnehmung:

Oft ist das Gleichgewichtssystem gestört. Davon können die Gleichgewichtsreaktionen betroffen sein, die uns im Fallen z.B. vor Kopfverletzungen schützen, dadurch, dass wir die Arme vor strecken. Gute Gleichgewichtsreaktionen sind wichtig, wenn wir über Steine oder unebenes Gelände gehen und wenn unser Körper plötzlich geschubst wird. So wird klar, dass ein Kind bei einer Störung häufig stolpern und fallen wird. Dadurch wird auch der Kontakt zu anderen Kindern erschwert, weil es z.B. bei wilden Spielen unsicher wird. Radfahren lernen ist sehr schwierig, da das Kind kaum Informationen bekommt, wann es sein Gewicht verlagern muss. Gerade das Gleichgewichtsorgan arbeitet mit anderen Sinnesorgan zusammen und beeinflusst sie!

Taktile Wahrnehmung:

Einige Kinder können die Gefühle, die ihnen die Hautoberfläche vermittelt (Tastsinn, taktile Wahrnehmung), nicht ordnen. Sie werden ängstlich oder auch wütend, wenn andere Menschen sie berühren. Oft genügt es sogar, wenn sie ihnen nur zu nahe stehen. Diese Kinder mögen auch nicht matschen, arbeiten nicht gerne mit Knete oder Kleister u./o. gehen nicht gern barfuss über Sand oder Gras. Selbst die Liebkosungen der Eltern können diese Kinder verwirren, sie machen sich steif oder wehren jeden Kontakt ab. Das wirkt natürlich sehr verletzend, aber das Kind meint keine persönliche Zurückweisung, sondern möchte sich vor den unangenehmen Gefühlen schützen.

Visuelle Wahrnehmung:

Wenn das Kind die Sinneseindrücke, die die Augen vermitteln, nicht richtig ordnen kann, wird es Schwierigkeiten mit Bausteinen und Puzzlespielen haben. Das Hinauf- und Hinabsteigen von Treppen oder Bordsteinkanten wird erschwert. Das Kind verläuft sich oft und ist nicht gern an fremden Orten. Es malt später als Gleichaltrige und nicht so gut. Es hat Schwierigkeiten, die Unterschiede oder Ähnlichkeiten in Zeichnungen zu finden und Figuren vor unruhigem Untergrund (Spielzeug auf buntem Teppich) zu erkennen.

Auditive Wahrnehmung:

Manche Kinder hören nicht gut zu, obwohl sie keine eigentlichen Hörprobleme haben. Man hat den Eindruck, dass die Worte zwar gehört werden können, aber auf dem Weg zum Gehirn verloren gehen. Viele Kinder sind überaktiv und sehr leicht ablenkbar. Die Kinder werden sehr leicht von Geräuschen oder Tätigkeiten der sie umgebenden Menschen abgelenkt, weil sie diese Wahrnehmungen nicht „abschalten“

können. So kann ein Kind praktisch nichts zu Ende bringen, da es zu viele Dinge gibt, die

es verwirren, ablenken, übererregen oder gar aus der Fassung bringen.

Eine gute Verarbeitung aller Sinneswahrnehmungen ist die Grundvoraussetzung für das schulische Lernen. Nur mit einer guten Verarbeitung aller Wahrnehmungen erreicht man die Schulreife und die Fähigkeit, die Anforderungen im Alltag gut zu bewältigen. Ein wichtiges Anzeichen für die Notwendigkeit einer Therapie ist der Eindruck, dass Ihr Kind unter seinen Störungen im Alltag leidet, dass es nicht machen kann, was es gerne möchte. Dann sollten Sie das Gespräch und Hilfe suchen, denn diese Störungen wachsen sich nicht aus.