Das menschliche Gehirn ist neurobiologisch darauf vorbereitet, in einem bestimmten Abschnitt der kindlichen Entwicklung ganz bestimmte Fähigkeiten zu erlernen. Daher existieren bei der kindlichen Entwicklung mehrere Entwicklungsphasen, die fließend ineinander übergehen.
Jedes Kind hat bei der Entwicklung sein eigenes Tempo, und innerhalb gewisser Grenzen sind Unterschiede zwischen Kindern gleichen Alters völlig normal. Aus Studien kennt man jedoch Grenzwerte, wann Kinder einzelne Entwicklungsschritte spätestens erreicht haben sollten. Ist dies nicht der Fall, spricht man von Entwicklungsverzögerung. Vorsorgeuntersuchungen sind ein wichtiger Bestandteil zur Früherkennung. Tests wie etwa der Progress Assessment Chart (PAC) erfassen systematisch den aktuellen Entwicklungsstand eines Kindes.
Störungen können sich in verschiedenen Bereichen äußern. So kann diemotorische Entwicklung verzögert sein. Sämtliche Bewegungsabläufe im grob- und feinmotorischen Bereich können betroffen sein. Zum Teil ist auch die kognitive Entwicklung verlangsamt: Das Kind begreift beispielsweise Zusammenhänge nicht oder kann sich Dinge nur schwer merken. Das Sprachverständnis kann gestört sein oder das Sprechen verlangsamt. Auch die emotionale Entwicklung kann von der Norm abweichen: Das Kind ist beispielsweise aggressiv oder depressiv oder leidet unter starken Angstgefühlen. Ist die soziale Entwicklung gestört, ist es dem Kind nur sehr schwer möglich, Verhaltensregeln in einer Gruppe zu erlernen.
Jede Entwicklungsverspätung muss Anlass sein, nach möglichen Ursachen zu suchen. Sind keine körperlichen Ursachen erkennbar oder ist deren Behandlung nicht möglich, verbleibt eine Behandlungsform, bei der die mangelhaft ausgebildeten Fähigkeiten mit Übungen trainiert werden. Viele betroffene Kinder können durch Trainings- und Übungsbehandlungen gute Fortschritte erreichen.
Die Ergotherapie nutzt als Ausgangspunkt der Therapie eine gezielte, individuelle Diagnostik und entwirft daran die Therapieziele.